Jedes Jahr vom 25. November bis zum 10. Dezember steht die Welt im Zeichen der Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“. Diese internationale Bewegung macht auf ein globales Problem aufmerksam, das unzählige Leben betrifft: Gewalt gegen Frauen in all ihren Facetten.
Die Kampagne beginnt mit dem „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ und endet symbolisch am „Tag der Menschenrechte“. Doch viel zu oft bleibt es bei diesen 16 Tagen: Nach dem 10. Dezember kehrt die Stille zurück. Die systematische Gewalt, die Frauen weltweit erfahren, wird wieder unsichtbar – zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Wir möchten das ändern. Für uns ist der 10. Dezember nicht das Ende, sondern ein Anfang.
Der heutige Tag der Menschenrechte erinnert uns daran, dass jeder Mensch unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Lebenssituation das Recht auf ein Leben in Würde, Freiheit, Gleichheit und Sicherheit hat. Doch diese universellen Rechte werden immer wieder verletzt – nicht nur in autoritären Regimen, sondern auch in liberalen Demokratien wie Deutschland.
Einige Kernartikel der Menschenrechte zeigen, was eigentlich selbstverständlich sein sollte:
• Artikel 1: „Alle Menschen sind frei und mit gleicher Würde und gleichen Rechten geboren.“
• Artikel 3: „Jeder Mensch hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.“
• Artikel 7: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich und haben ohne Unterschied Anspruch auf gleichen Schutz durch das Gesetz.“
Doch wie sieht die Realität aus? Trotz dieser Prinzipien erleben wir täglich Verletzungen dieser Rechte. Diese stellen keine abstrakten Probleme dar, sondern bedeuten konkrete Bedrohungen – besonders für Frauen, Kinder und andere schutzbedürftige Minderheiten.
Hass und Gewalt im Netz
In der digitalen Welt, die eigentlich für Austausch und Offenheit stehen sollte, breiten sich Hasskommentare, Bedrohungen und Fake News ungehindert aus. Besonders betroffen sind Frauen, Minderheiten und öffentliche Personen. Die Anonymität des Internets senkt die Hemmschwelle, wodurch aus virtueller Gewalt schnell reale Konsequenzen entstehen.
Gewalt und sexualisierte Gewalt
Gewalt ist allgegenwärtig. Sie reicht von häuslicher Gewalt über sexuelle Übergriffe bis hin zu institutioneller Gewalt. Diese Taten sind nicht nur individuelle Vergehen, sondern Ausdruck tiefer Machtstrukturen. Laut Statistiken wird jede dritte Frau weltweit mindestens einmal in ihrem Leben Opfer physischer oder sexualisierter Gewalt.
Misogynie – die unsichtbare Gefahr
Frauenfeindlichkeit ist kein Relikt der Vergangenheit. Sie zeigt sich in subtilen Diskriminierungen ebenso wie in brutaler Gewalt. Rollenbilder, die Frauen abwerten, sind tief in unserer Gesellschaft verankert. Diese Misogynie wird oft Männern angelastet, doch auch Frauen können sie internalisieren und weitergeben. Das macht den Kampf gegen sie umso schwieriger.
Patriarchale Machtstrukturen
Unsere Institutionen, Gesetze und sozialen Normen sind oft noch von patriarchalen Strukturen geprägt. Sie begünstigen Ungleichheit und schaffen die Basis für Gewalt und Diskriminierung. Echte Gleichstellung bleibt trotz gesetzlicher Fortschritte in weiter Ferne – auch in Deutschland.
1948 wurde die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedet. Sie war ein Versprechen an die Menschheit: Niemand sollte unterdrückt, diskriminiert oder misshandelt werden. Doch dieses Versprechen ist nur so stark wie unser Wille, es einzulösen.
An diesem Tag der Menschenrechte rufen wir dazu auf, aktiv zu werden. In den kommenden Wochen werden wir uns in einer Blogreihe mit den drängenden Themen unserer Zeit beschäftigen:
• Digitale Gewalt und wie wir uns schützen können
• Gewalt und sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Kinder
• Die Rolle von patriarchalen Strukturen in unserer Gesellschaft
• Warum ist echte Gleichstellung noch ein weiter Weg?
Gemeinsam können wir mehr erreichen – für eine gerechtere Gesellschaft, in der Menschenrechte für alle gelten. Beginnen wir heute, am Tag der Menschenrechte.