Die Kultusminister*innen der Bundesländer treffen sich regelmäßig. In Corona Zeiten wohl eher ungeübt und mäßig. Beim ersten Lockdown im Frühjahr schickten sie die Schüler*innen in ganz Deutschland in verblüffender Eintracht ins „Home-Schooling“.
Damit gab es von der Grundschule bis zum Abiturjahrgang bis zu den Sommerferien keinen Präsenzunterricht mehr. Digitale Systeme waren meist nicht vorhanden oder nur marginal ausgebaut, digitale Unterrichtseinheiten kaum vorbereitet.
Nach den Sommerferien dann der Neustart. Alle Schüler*innen sollen wieder in die Schule gehen. Die Vorgaben und Vorschläge der „KmK“ (Kultusministerkonferenz) befassten sich mit ein paar Ideen zu Hygienekonzepten und vor allem mit dem Lüften der Klassenräume.
Konzepte für Unterricht in Corona Zeiten, wenn die 2. Welle im Herbst kommt, gab es nicht. Lediglich einige wenige Schulen pro Bundesland hatten nicht nur neue Unterrichtskonzepte entwickelt, sondern auch die nötige technische Ausstattung.
Die Ansage, man wolle den Schüler*innen unbedingt Präsenzunterricht garantieren, entpuppt sich inzwischen als leere Phrase. In Wirklichkeit geht es dabei auch nur um das Primat der Wirtschaft. Keine Schule bedeutet nämlich, dass viele Eltern nur noch im Home Office arbeiten können. Oder auch gar nicht.
Selbst jetzt, bei stetig steigenden Infektionszahlen in den Schulen, hält die KMK Minister*innenrunde in weiten Teilen am Präsenzunterricht fest. Ich wünschte mir ja, das diese Runde ihre Treffen komplett und am besten zwei bis drei Tage in einem ganz normalen Klassenraum absolviert. Anreise mit Bus und Bahn, mal mit, mal ohne Maske und schön alle 20 Minuten lüften. Stoßlüften – was korrekt wäre – geht nämlich in den meisten Klassenräumen gar nicht, weil es nur auf einer Seite Fenster gibt. Hepa Luftfiltergeräte lehnt die KMK ab und beruft sich auf das Bundesumweltamt. Die sollen wohl inzwischen auch Virolog*innen beschäftigen…?
Was das mit dem Titel des Blogs zu tun hat? Diese bange Frage stellen täglich immer mehr Vertreter*innen der Schüler*innenbeiräte. Von der kommunalen bis zur Landesebene greift eine steigende Wut um sich.
„Alle werden geschützt, aber wir sitzen mit 30 Leuten in kleinen Klassen, drängeln uns in Bussen und Bahnen“, sagt die Kreisschulsprecherin Ellinor Steinborn aus Nordhessen.
Die Schülerbeiräte haben inzwischen viele Ideen in Forderungen und Konzepte umgesetzt. Neben digitalen Unterrichtsformaten, die sich jedoch nur langsam umsetzen lassen, ist die sofortige Einführung eines Hybridunterrichts ihre zentrale Forderung. Dabei sollen die Klassen geteilt werden und zwischen Distanz- und Präsenzunterricht wechseln. Zusätzlich müssten technische Hilfsmittel wie hochwertige Filtergeräte eingesetzt werden.
Die KMK Runde setzt stattdessen auf ein „weiter so“ und empfiehlt mehrmaliges Lüften pro Unterrichtsstunde. Sicher in Unkenntnis der üblichen baulichen Gegebenheiten in den meisten deutschen Schulen. Wo Eltern in Eigenhilfe geeignete Lüftungsgeräte angeschafft haben, werden sie mit harschen Schreiben der zuständigen Dezernent*innen dazu aufgefordert diese wieder zu entfernen. Sie kosten ja Geld für Strom und Wartung und haben laut Umweltbundesamt (ja, die, die neuerdings auch Virologen beschäftigen) keine Wirkung.
„Warum schützt ihr uns nicht?“ ist mehr als eine bange Frage und ein Hilferuf. In diesen fünf Worten manifestiert sich die gesamte Inkompetenz einer kompletten Minister*innenrunde.
DEMOKRATIE IN BEWEGUNG fordert die KMK auf, die Bedenken und Sorgen der Schüler*innen ernst zu nehmen und deren konstruktive Vorschläge kurzfristig umzusetzen.
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