Heute vor fünf Jahren, am 12.12.2015, wurde das Übereinkommen von Paris auf der UN-Klimakonferenz verabschiedet. Darin einigten sich 195 Staaten auf eine Begrenzung der globalen menschengemachten Erwärmung auf deutlich unter 2° C im Vergleich zu vorindustriellen Werten (ca. 1850).
2° C beinhalten bereits einige irreversible Kippmomente im globalen Klimasystem der Erde, weshalb die allgemeinen Anstrengungen sich auch nach dem Sonderbericht des IPPC von 2018 auf maximal 1,5° ausrichten sollten. Die Grönland-Gletscher sind ein Beispiel für einen solchen Kipppunkt: Ab einer bestimmten Erwärmung sinkt die Höhe des Eises durch Schmelze im Sommer in eine wärmere Schicht der Atmosphäre und dort schmilzt das Eis schneller, als es durch Neuschnee wieder „wachsen“ könnte. Das führt auf lange Sicht zwangsläufig zu einem vollständigen Schmelzen der Gletscher. Dieser Kipppunkt wurde bereits überschritten.
Doch obwohl das Abkommen schon vor fünf Jahren beschlossen wurde, ist offensichtlich, dass es von vielen nicht ernst genommen wird. Es scheint ein Irrglaube vorzuherrschen, man könne darüber noch verhandeln, es in letzter Minute umsetzen. Im schlimmsten Fall gehen einige tatsächlich von der falschen Annahme aus, ein paar Jahre mehr oder weniger würden keinen Unterschied machen. Oder, dass 2° oder gar 4° nicht so viel schlimmer sei als 1,5°.
Wissenschaftler*innen haben berechnet, wie lange welche Emissionen (CO2, Methan, usw.) in der Atmosphäre bleiben und da der Anteil an CO2 in der Atmosphäre sehr stark mit der Erwärmung verknüpft ist, lässt sich ebenfalls berechnen, bei welchem Anteil es jeweils wie viel Grad wärmer wird.
Daraus lässt sich ableiten, wie viel CO2 wir global noch emittieren können, bis wir die Erwärmung um 1,5° erreicht haben. Dieses Co2-Budget steht fest und ist nicht verhandelbar.
Anhand der aktuellen Emissionen lassen sich somit Modelle berechnen, wann Deutschland kein CO2 mehr emittieren darf. Somit ergibt sich folgendes: Je länger wir weiter so viel emittieren wie bisher, umso plötzlicher müssen wir vollständig damit aufhören. Und je schneller wir anfangen, die Emissionen stark einzuschränken, umso mehr Zeit haben wir für Bereiche, in denen sich Emissionen nicht von heute auf morgen gesellschaftlich machbar beenden lassen.
Klar ist jedoch, dass jede Reduktion von Emissionen – und sei sie noch so plötzlich – deutlich besser gesellschaftlich machbar ist, als wenn wir zulassen, dass sich das Klima auf mehr als 1,5° global erwärmt.
Es geht bei der Klimakrise nicht nur um das wirtschaftliche System, das sowohl bei einer schnellen Reduktion der Emissionen als auch bei einer Erwärmung – um egal wie viel Grad – stark betroffen sein wird. Es geht um ALLE Systeme. Das weltweite Klimasystem ist Bestandteil der Lebensgrundlage von uns Menschen. Dem Planeten macht das nicht viel, wenn wir Menschen es schaffen, uns selbst die Lebensgrundlage zu zerstören. Es werden andere Dinge entstehen. Es geht also um den Schutz des Klimas, das Menschen brauchen, um zu leben. Um den Schutz unseres Fortbestehens.
Die Klimakrise betrifft viele der aktuell lebenden und schlimmstenfalls alle der noch kommenden Generationen. Sie heute zu ignorieren, heute wissentlich und daher willentlich zu versagen, bedeutet auch willentlich in Kauf zu nehmen, dass wir „morgen“ viel mehr Geld ausgeben müssen, um uns bestmöglich anzupassen (wo nicht mal klar ist, ob das geht). Und das nur, weil wir einfach keinen Bock haben, heute vergleichsweise wenig Geld auszugeben, um das gar nicht erst nötig zu machen.
Es geht bei der Klimakrise nicht um Glaube. Wer nicht an den Klimawandel „glaubt“, springt auch aus dem 5. Stock, statt den Aufzug zu benutzen, weil Schwerkraft nicht existiert oder weniger Auswirkungen hat, als alle behaupten.
Wir müssen auch nicht mehr auf diese Krise aufmerksam machen – sie ist bereits spürbar auch in Europa angekommen. Die Politiker*innen und die Lobby haben alle Fakten auf dem Tisch liegen und sich auch mehrfach angesehen. Zumindest können und müssen wir davon ausgehen, denn das ist Teil ihres Jobs.
Uns bleiben nur noch wenige Jahre (schlimmstenfalls maximal 2 Legislaturperioden), um die CO2-Emissionen in dem Maß zu beenden, dass wir unter dem 1,5° Ziel bleiben. Also je schneller, desto besser!
Darum hat DEMOKRATIE IN BEWEGUNG die Forderungen der Scientists For Future ins Parteiprogramm aufgenommen. Wir alle müssen handeln. Und zwar jetzt.