#pinkygate

Tampon

Warum die Welt keine pinken Periodenhandschuhe braucht und was Gleichbehandlung damit zu tun hat. – Ein Kommentar 

Im Netz tobt gerade ein Shitstorm mit den Namen #pinkygate. Was war passiert? Seit Jahren präsentieren Gründer ihre Ideen in der VOX-Show „Die Höhle der Löwen“ und hoffen auf ein Investment. Diese Woche durften sich zwei Männer über ein Investment von Ralf Dübel für ihr Periodenprodukt freuen: die pinky gloves. Das sind Handschuhe, die es der Frau (als gäbe es keine menstruierenden Männer) ermöglichen sollen, Tampons und Binden diskret, einfach und sauber zu entsorgen. Ein Handschuh dient dabei als kleiner Müllbeutel, den anderen soll man benutzen, um das frische Periodenprodukt hygienisch anzubringen. Und weil es nur eine Farbe gibt, die Frauen gerne mögen, sind diese Einmalhandschuhe natürlich pink, Gott bewahre, sie hätten eine normale Farbe. Dann könnte man sie ja mit normalen Handschuhen verwechseln und sie nicht teurer verkaufen. Und damit sind wir auch schon beim ersten Punkt, warum dieses Produkt einfach nur falsch und unnütz ist. 

Pink Tax: Dieser Begriff beschreibt die Tatsache, dass klassische Frauenprodukte (gerne in Pink- und Rosatönen) teurer sind als ihre oftmals blauen Pendants. Das kennen wir von Rasierklingen, Körperpflegeprodukten und Parfums. Die Aufschläge übersteigen teilweise sogar die 100%. Das gilt auch für die pinken Periodenhandschuhe. 48 Stück kosten laut Hersteller-Homepage knapp 12 Euro. Zum Vergleich: 60 Einmalhandschuhe gibt es in der Drogerie bereits für unter 7 Euro. Menschen mit Periode soll hier nur wieder mehr Geld aus der Tasche gezogen. 

Doch nicht nur das: Dieses Produkt führt nur dazu, dass die Periode weiter stigmatisiert wird. Beworben werden die pinken Handschuhe als diskret, geruchs- und auslaufsicher. All diese Worte implizieren, dass die Periode etwas ist, was diskret zu behandeln und schmutzig ist. Noch immer gelten Menstruierende während ihrer Menstruation als unrein, dabei ist die Monatsblutung etwas ganz Natürliches. Die Stigmatisierung der Periode hat eine lange Tradition. Erst 1958 wurde bewiesen, dass Periodenblut nicht giftig ist. Bis dahin wurde die Periode mit Sünde und Krankheit stigmatisiert. Solche Produkte wie die pinky gloves helfen ganz sicher nicht, die Stigmatisierung endlich zu beenden. Es sind nämlich drei Männer, die beiden Gründer und der Investor, die aus der Außenperspektive denken, ein solches Produkt wäre notwendig. Hat mal jemand einen Menschen mit Periode gefragt?

Auch unter Umweltgesichtspunkten ist dieses Produkt absolut absurd, handelt es sich doch nur um unnötigen Plastikmüll. Die EU verbietet Einweg-Besteck und Strohhalme und woanders werden Handschuhe zum Tamponwechsel produziert. Völlig absurd. Zumal es in vielen öffentlichen Toiletten ohnehin Tüten zur Entsorgung von Periodenprodukten gibt. Rechnen wir mal hoch, bei einer Periodendauer von vier Tagen und 3-4 Tampons pro Tag verbraucht ein Mensch mit Periode um die 28 solcher Handschuhe. Pro Monat! Selbst wenn die menstruierende Person  nur einen Tampon am Tag auf der Arbeit mit den Handschuhen wechselt, sind das acht Handschuhe pro Monate, macht auch 112 Handschuhe um Jahr. Pro Person! 

In der Überschrift dieses Kommentars geht es auch um Gleichbehandlung und die hört nicht bei der Pink Tax auf, es geht auch um Sexismus in der Start-Up Welt. Viele Frauen versuchen seit Jahren auf diesen Missstand aufmerksam zu machen. Noch immer ist es so, dass Männer ihr Geld lieber anderen Männern geben, egal wie irrsinnig das Produkt ist. Pinky gloves sind hier das perfekte Beispiel. Der Female Founders Monitor (https://femalefoundersmonitor.de/wp-content/uploads/FemaleFoundersMonitor2020.pdf) hat sogar ergeben, dass Männer bei gleichen Geschäftsmodellen eine 60% höhere Chance haben, an Risikokapital zu kommen als weiblich gelesene Mitbewerber. Es gibt sogar Fälle, wo Frauen extra einen männlichen Partner dazu erfunden haben, um sich die Chancen auf ein Investment zu erhöhen. Vor zwei Jahren haben übrigens zwei Frauen ihre mittlerweile sehr erfolgreiche Periodenunterwäsche in der gleichen TV-Show vorgestellt und kein Investment bekommen. 

Was stört uns so an diesem und vielen anderen Produkten? Wir bei DEMOKRATIE IN BEWEGUNG setzen uns ein gegen jede Form der Ungleichbehandlung und Stigmatisierung. Wir fordern eine Ende der pink tax und auch ein Ende von geschlechtsspezifischen Produkten. Gender hat keine Farbe. Außerdem setzen wir uns dafür ein, dass Frauen gleichbehandelt werden,  dazu zählen auch dieselben Möglichkeiten im Job und in der Unternehmensgründung. Es geht leider noch nicht ohne Quoten. Der Female Founders Monitor hat auch herausgefunden, dass Frauen öfter nachhaltige Produkte entwickeln. Es täte unserer Umwelt und dem Klimaschutz also ganz gut, wenn mehr Frauen ihre Ideen verwirklichen können.