Die fehlende Aussicht auf ein Ende des Shutdowns, vor allem für kleine Kinder, bringt viele Eltern an die Grenzen der Belastbarkeit. Sie brauchen Hilfe und Verständnis, doch bei einer Pandemie gibt es keinen Mittelweg.
Positiv an der Corona-Pandemie ist die Ruhe, die sie mitgebracht hat. Kaum Verkehr, weder auf der Straße noch am Himmel, und das bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Aber, aufgepasst, die Stille sorgt auch dafür, dass man ohne es zu wollen fast jedes Gespräch im Umkreis von 500 Metern mithört. Sicher auch, weil wir die Stille und dabei nötiges Flüstern nicht mehr gewohnt sind. Kinder weinen, manche Eltern schreien sie an. Man spürt und hört: die Nerven liegen blank. Beide Seiten sind am Limit. Kein Wunder, inzwischen sind mehr als sechs Wochen der Isolation vergangen. Unsere Kinder vermissen die Freund*innen, würden gern draußen herumtoben, langweilen sich stattdessen. Wir Eltern legen den Vierer-Spagat zwischen Homeoffice, Homeschooling, Kinderbeschäftigung und Küche hin, um nur die Wichtigsten zu nennen. Klar, das ist eine plakative Verkürzung. Das läuft in jeder Familie etwas anders, jeder Mensch geht mit der Corona Krise anders um.
Die Hilferufe, die immer lauter werden, zeigen die steigende Spannung bei den Familien, genau wie die Belastungsgrenze, die für manche längst überschritten ist. Vom Robert-Koch-Institut bekommen wir täglich bessere Fallzahlen, doch für Kindergärten und Grundschulen gibt es immer noch keine konkreten Öffnungspläne. Bundeskanzlerin Merkel betrachtet die Corona Pandemie eher als Wissenschaftlerin. Wir, die Bürgerinnen, verhalten uns da eher ein wenig scheinheilig. Wir sind glücklich, das wir nicht von einem Hitzkopf wie Trump regiert werden, der notfalls Fake News zu Fakten erklärt. Der zudem daran glaubt, dass er stärker als Corona ist und das Virus mit Ignoranz bekämpft.
Die Kanzlerin dagegen ist promovierte Naturwissenschaftlerin und weiß mit den ihr vorgelegten Zahlen umzugehen. Ihre Rechenbeispiele zur Ansteckungsgefahr können durchaus beeindrucken.
Dadurch wissen wir auch, das die Wissenschaft Faktor zu Faktor verändern muss, wenn man die Auswirkungen testen will. Dreht man an mehreren Stellschrauben zugleich, lässt sich nicht mehr sagen, welche Veränderung welche Ursache hat.
Konkret: gibt es parallel Lockerungen bei Kindergärten, Gastronomie und Religion und die Corona-Infektionen steigen an, lässt sich nicht feststellen, was dafür der Grund ist. Dann hilft nur der erneute Shutdown.
Das alles ändert jedoch nichts daran, dass mein Mitgefühl den Kindern und Eltern gehört, die inzwischen schon auf dem Zahnfleisch gehen. Sie brauchen dringend Hilfe und müssen endlich Gehör finden. Sie brauchen konkrete Hilfen für die teilweise schwierige Lage zu Hause.
Wir bestimmen, wie es weitergeht!
Für unsere Generation(en) ist der Kampf gegen Corona das erste Mal, dass wir als Gesamtgesellschaft ernsthafte Sorgen haben müssen, auch, oder gerade weil, der oft angestellte Vergleich mit Kriegszeiten falsch ist.
Für die Mehrheit der Bevölkerung ist die Pandemie und ihre Auswirkungen „beherrschbar“. In den Keller müssen wir, weil nachts Bomben fallen, auch nicht flüchten. Der Kampf gegen das Virus wird sich auch nicht über fünf Jahre hinziehen. Okay, genau wissen wir das nicht. Aber wir dürfen davon ausgehen, dass 2021 ein Medikament, vielleicht sogar ein Impfstoff, entwickelt ist.
Vielleicht machen wir einfach mal einen kleinen Schritt zurück. Betrachten wir unsere Lage doch mal von außen. Wenn wir vernünftig bleiben und ein paar einfache Regeln beachten, besteht nur für eine kleine Zahl unserer Mitmenschen Lebensgefahr. In Deutschland haben wir aktuell so viele Intensivbetten, dass wir Corona-Erkrankte aus anderen Ländern aufnehmen und versorgen können. Wenn wir gemeinsam noch ein wenig Geduld üben, kann es gelingen, bis zum Ende des Sommers das Virus in die Schranken zu weisen. Das wäre absehbar, wenn auch ohne festes Datum. Es liegt also auch an uns und das unterscheidet die Situation eindeutig von Menschen im Krieg.
In der Zwischenzeit finden wir sicher gemeinsam eine Lösung für die Familien mit Kleinkindern. Vielleicht geht’s ja schon mit einem rollierendem Schichtbetrieb?
Was das mit Lernen und Schule zu tun hat? Wir lernen alle dabei und die Kleinkinder sind nun mal die Schüler*innen von Morgen.
Nächstes Mal gibt es Eindrücke, Ausblicke und Überblicke von den ersten beiden Wochen Unterricht für mehr als die Abschulklassen. Da passiert gerade eine Menge und wie es aussieht im Länderflickenteppich durchaus Positives. Die Kinder erzählen gerade täglich Neues.
Bleibt neugierig, vor allem aber Gesund!