Nie wieder.

Nie wieder.

Nie wieder. Zwei Worte, die wir gerade heute besonders betonen müssen.
Nie wieder. Zwei Worte, die ausdrücken, was in den letzten 75 Jahren mehrere Generationen von Deutschen und Europäern gedacht haben.

Nie wieder. Zwei Worte, die unsere Verantwortung dafür, so etwas wie die Shoa nicht noch einmal zuzulassen, in sich tragen. 

Als heute vor 75 Jahren in Reims und Berlin die deutschen Streitkräfte bedingungslos kapitulierten, endeten die größte Tragödie und das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Zwölfeinhalb Jahre Diktatur und sechs Jahre Krieg. Über 13 Millionen Menschen fielen den nationalsozialistischen Massenverbrechen zum Opfer, darunter über 6 Millionen Juden. Über 27 Millionen Soldaten ließen auf den Schlachtfeldern ihr Leben, insgesamt 37 Millionen Zivilisten starben durch Bomben, Hunger, Verbrechen oder Krankheit. 

Nie wieder. Niemals wieder kann und darf sich wiederholen, was damals geschah. Doch mit jedem Jahr wird die Zahl derer, die sich erinnern, kleiner, und mit ihnen sterben die mahnenden Stimmen. Daher ist es jetzt an uns, den Nachfahren von Tätern und Opfern gleichermaßen, ihre Warnung weiter zu tragen, bis auch wir eines Tages unsererseits den Wunsch und die Warnung weiterreichen: Nie wieder.

Doch schon jetzt mehren sich wieder Stimmen, die die Taten verleugnen und die Täter verklären wollen. Sie fordern öffentlich eine “Wendung der Erinnerungskultur um 180°”, bezeichnen den 8. Mai als “Tag der absoluten Niederlage”. Sie beklagen den “Verlust von Gestaltungsmöglichkeiten”.

In der deutschen und europäischen Geschichte gab es in der Tat viele Tage, die man als Tage der Niederlage bezeichnen könnte, auch wenn sie den damaligen Protagonisten nicht so erschienen, der 8. Mai 1945 ist aber keiner von ihnen:  

Am 30. Januar 1933 verloren Demokraten, als Hitler und die NSDAP die Regierung in der Weimarer Republik übernahmen. 

Am 24. März 1933 verlor die Republik, als Hitler und die NSDAP mit dem Ermächtigungsgesetz die Verfassung faktisch vernichteten.

Am 10. Mai 1933 verlor die Vernunft, als getrieben von Goebbels in Berlin die Bücher brannten.

Am 9. November 1938 verlor der Anstand, als die SA in Deutschland Synagogen verbrannte und niemand einschritt.  

Am 1. September 1939 verlor der Frieden, als deutsche Truppen in Polen einmarschierten und so die größte Katastrophe der Menschheit auslösten.

Am 20. Januar 1942 verlor die Menschlichkeit, als am Berliner Wannsee der weitere Verlauf der Shoa, des größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte, geplant wurde. 

Der 8. Mai 1945 dagegen ist der Tag, an dem Deutschland von den Niederlagen und den Katastrophen befreit wurde. Auch wenn es den Deutschen damals nicht so vorkam. Die Täter blieben, die Mitläufer ebenso. Lange verleugneten sie ihre eigene Schuld und Verantwortung, sprachen sich frei von den Verbrechen, die sie ermöglicht und geduldet hatten. Umso wichtiger ist der 8. Mai als Tag des Gedenkens und der Warnung. Und ja, aus heutiger Sicht ist er auch ein Tag des Feierns, denn an diesem Tag wurde die Menschheit vom menschenverachtenden NS-Regime befreit. Es liegt in unserer Verantwortung, dass dies auch so bleibt. 

Nie wieder. 

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