Fracking

Das Bild zeigt eine Fracking-Bohrung.

Fracking: Was ist das?

Fracking oder richtiger: Hydraulic Fractioning ist ein Verfahren zur Gewinnung von Gasvorkommen, die in Gesteinsschichten eingelagert sind. Anders als bei herkömmlicher Gasgewinnung ist es hier nicht möglich, einfach das Gasvorkommen „anzubohren“ und dann das entweichende Gas aufzufangen. Um an dieses sogenannte „unkonventionelle“ Gas heranzukommen, muss das gasführende Gestein aufgebrochen und damit gasdurchlässig gemacht werden.
Die derzeit gängige Methode ist eine senkrechte Bohrung in die gasführende Gesteinsschicht, die dann horizontal in die Schicht weiter geführt wird. In diese horizontale Bohrung wird nun unter sehr hohem Druck (bis zu 1000 bar) ein Gemisch aus Wasser, Quarzsand oder Keramikkügelchen und diversen Chemikalien gepresst. Dabei dient der Wasserdruck dazu, das Gestein aufzubrechen, die Zusatzstoffe sollen die im Gestein entstandenen Risse offen halten, damit das Gas ungehindert entweichen kann.

Bedenkliche Zusatzstoffe

Leider sind viele dieser Zusatzstoffe höchst bedenklich: Laut Umweltbundesamt müssen 17 der verwendeten Chemikalien als wassergefährdend eingestuft werden. Weitere 38 Substanzen sind giftig für den menschlichen Organismus.
Wenn also durch ein Leck Bestandteile dieser Fracking-Fluids ins Grundwasser gelangen, entsteht ein kaum behebbarer Schaden. Zwar beteuern die Fracking-Befürworter*innen, dass diese Chemikalien nur in sehr geringen Dosierungen im Fracking-Fluid enthalten sind, Tatsache bleibt aber: sie haben im Grundwasser nichts zu suchen. Auch nicht verdünnt.

Überdies hüllen sich die Konzerne mit der Begründung „Betriebsgeheimnis“ in einen Mantel des Schweigens, wenn die Sprache auf die konkrete Zusammensetzung der Fracking-Fluids kommt. Die Gutachter des Bundesumweltamtes waren übrigens bei der Beurteilung der Giftigkeit der eingesetzten Stoffe auf freiwillige Angaben der Herstellerfirmen angewiesen.

Das Umweltbundesamt kommt bei der Auswertung der Daten zu einer Bohrung in Damme im Jahre 2012 zu folgendem Ergebnis: „In der Bohrung Damme 3 wurden z. B. bei drei Fracks rund 12.000 Kubikmeter Wasser, 588 Tonnen Stützmittel und 20 Tonnen Additive (davon 460 Kilogramm Biozide) verpresst. Die Auswertung der verfügbaren 80 Sicherheitsdatenblätter ergab, dass sechs Zubereitungen als giftig, sechs als umweltgefährlich, 25 als gesundheitsschädlich, 14 als reizend, zwölf als ätzend eingestuft sind.“

Ist das gewonnene Gas umwelttechnisch unbedenklich?

Allgemein wird davon ausgegangen, dass Erdgas im Vergleich zu Kohle weniger CO2 emittiert und deshalb weniger klimaschädlich ist. Das stimmt auch für konventionell gefördertes Erdgas. Bei unkonventionellem Gas, von dem hier die Rede ist, sieht das leider anders aus: In einer Studie aus dem Jahr 2011 kommen amerikanische Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass der CO2-Fußabdruck von unkonventionellem Gas sogar wesentlich schlechter ist als der von Kohle: mehr als doppelt so groß in einem Betrachtungszeitraum von 20 Jahren.

Das liegt daran, dass Erdgas nicht nur unter Ausstoß des klimaschädlichen CO2 verbrannt wird sondern auch, dass es zu einem großen Teil aus dem noch um den Faktor 20 klimaschädlicheren Methan besteht. Davon gelangen schon während der Arbeiten am Bohrloch und bei der Gasförderung beträchtliche Mengen ungehindert in die Atmosphäre – bis zu 8 % der Gesamtmenge. Und auch aus längst aufgegebenen Bohrlöchern kann weiterhin Methan austreten.

Weitere Risiken

Doch leider gibt es noch weitere Probleme: Der Argwohn der Kritiker*innen und des Umweltbundesamtes richtet sich vor allem gegen den giftigen Frack-Cocktail. Ein Teil davon wird zwar an der Bohrstelle als sogenannter Flowback zurückgewonnen, doch der Rest bleibt für immer im Boden. Ob und wie viel Schaden er hier anrichten kann, darüber gehen die Meinungen auseinander. Fracking-Befürworter*innen glauben, dass die Frack-Flüssigkeit unter einem Deckel dicker und undurchdringlicher Gesteinsschichten verschlossen bleibt.
Im UBA-Gutachten liest sich das allerdings ganz anders: „Nach aktuellem Erkenntnisstand kann die Möglichkeit großräumiger, dauerhafter und irreversibler nachteiliger Auswirkungen solcher Vorhaben auf die Trinkwasserversorgung und den Naturhaushalt nicht von der Hand gewiesen werden.“

Ein weiteres, unkalkulierbares Risiko wird von Befürworter*innen stets als „nicht beweisbar“ von der Hand gewiesen. Durch Fracking entstehen zwangsläufig Erdbeben, da die Gesteinsschichten aufgebrochen werden. Diese primären Beben sind allerdings vernachlässigbar klein. Ihre Magnitude liegt in der Regel unter 1,0 was als Mikrobeben bezeichnet wird. Problematisch sind die Auswirkungen solcher Mikrobeben auf möglicherweise bereits im Boden vorhandene hohe Spannungen. Wir wissen, dass in tiefen Gesteinsschichten Spannungsdrücke von bis zu 30 Gigapascal (300.000 bar) herrschen. Werden diese Spannungen durch ein Mikrobeben gelöst können durchaus starke und gefährliche Erdbeben ausgelöst werden. Aber auch die Praxis des Verpressens von Flowback in ausgediente Bohrlöcher ist in diesem Zusammenhang problematisch. Die eingebrachten Materialien verändern den Druck im Porenraum des Gesteins, in das sie eingebracht werden und die daraus resultierende Volumenveränderung kann sich in tiefere Gesteinsschichten „durchpausen“, wo sie wieder zur Lösung bestehender Spannungen führen können. Das Ergebnis ist wieder ein Erdbeben. Tatsächlich gehen einige in den Rocky Mountains gemessene Erdbeben mit einer Magnitude von 4,0 oder mehr relativ sicher auf die Verpressung von Abwasser zurück.

Und letztlich enthalten die angebohrten Gesteinsschichten teilweise Gesteine mit einer hohen natürlichen Radioaktivität. In Deutschland beträgt die durchschnittliche radioaktive Belastung der Abfälle aus der Öl- und Gasindustrie nach Angabe eines Exxon-Experten 88 Bq/g. Die Altlasten des Uranbergbaus in Wismut, die für über 10 Milliarden € aufwändig saniert werden, muten mit einer spezifischen Aktivität von 18 Bq/g dagegen fast harmlos an. Bei unsachgemäßer Lagerung dieser Abfälle können radioaktive Stoffe in den Boden, das Wasser oder die Luft gelangen. Der Verband der Gas- und Ölproduzierenden Unternehmen kann nicht erklären, wie die von der Industrie selbst eingeräumten Mengen von ca. 300 Tonnen kontaminierter Abfälle pro Jahr genau entsorgt werden. Aber auch hier sieht der Verband keine Risiken.

Fazit:

Angesichts der Bedenklichkeit fossiler Energieträger im Allgemeinen und, wie hier dargestellt von unkonventionellem Erdgas im Besonderen erscheint es nicht im Mindesten ratsam, diese Technik zur Anwendung zu bringen. Dies insbesondere angesichts des im Verhältnis zu den zu befürchtenden Schäden verschwindend geringen Nutzens. Wieder einmal wird von den Konzernen der Profit einzelner über die Sicherheit vieler gestellt.

Wir von DEMOKRATIE IN BEWEGUNG setzen uns für eine intensive Förderung erneuerbarer Energieträger und für einen schnellstmöglichen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern ein. Ein Einsatz dieser kurzfristig wirksamen und langfristig schädlichen Technik sollte sich in unseren Augen von vorneherein verbieten.