Das Team hinter dem Projekt “CUBE. Your Take on Europe” macht sich für junge, vielfältige Stimmen und inklusive Partizipation in Europa stark. Ein tolles und einzigartiges Projekt! Verena ist eine der Mit-Gründer*innen des Projekts und kämpft leidenschaftlich für den Erfolg. Wir haben mit ihr über ihre Arbeit gesprochen.
Was ist CUBE?
CUBE ist ein Projekt von jungen Menschen für junge Menschen. Wir haben das Ziel, die vielfältigen Stimmen unserer Generation in der Europäischen Politik laut zu machen. Wir arbeiten daran, einen inklusiven EU-Politik-Mitbestimmungs-Kanal für alle jungen Menschen zu bauen. Dabei möchten wir insbesondere strukturell diskriminierte Jugendliche unterstützen sich für ihre politischen Forderungen stark zu machen. Wie machen wir das?
Unsere ausgebildeten non-formalen Workshopleiter*innen gehen an Schulen in benachteiligten Nachbarschaften und nehmen die Schüler*innen mit auf eine kreative politische Reise, an deren Ende ein Gespräch mit einer*m lokalen Politiker*in steht. In diesem Gespräch auf Augenhöhe stellen die Schüler*innen ihre persönlichen erarbeiteten Forderungen zur Europapolitik vor. Diese Workshops finden überall in Europa statt. CUBE sammelt diese Forderungen und gemeinsam schmiedet die CUBE Community eine Kampagne zur Europawahl 2019. Unsere Vision? Ein beständiger, europaweiter Partizipationskanal mit politischer Wirkung zu werden. Mit diesem können wir innerhalb kürzester Zeit die Forderungen von jungen, ungehörten Menschen crowdsourcen, lokal diskutieren und europäisch wirksam machen.
Wie kamt Ihr auf die Idee, CUBE ins Leben zu rufen?
Wir waren vier junge Bachelor Absolventinnen und hatten gemeinsam in einem Europäischen Studierendenprojekt gearbeitet. Dabei haben wir die Europäische (Jugend)Zivilgesellschaft kennengelernt und festgestellt: das ist ein kleiner, weißer, privilegierter Zirkel. Stimmen von den vielen Menschen in Europa in all ihrer Vielfältigkeit sind da nicht repräsentiert. Da haben wir uns gedacht: Auf geht´s, wir versuchen hier mal diverse, junge Forderungen in den Laden zu bringen. Das war 2016 – mit diesem Ziel vor Augen haben wir uns ans Experimentieren gemacht.
Warum ist es wichtig, dass die Stimmen junger Menschen von Politiker*innen gehört werden?
Die Mehrheit der Menschen in den Parlamenten der Mitgliedsstaaten und im Europaparlament, sowie in hohen Positionen in der Wirtschaft und sonstigen einflussreichen gesellschaftlichen Bereichen ist über 40 Jahre alt. Das ist nicht weiter verwunderlich, doch durch den demografischen Wandel ist auch die Mehrheit der Wähler*innen über 40 Jahre alt. Diese Ungleichheit macht mir Sorge. Gerade in Zeiten, in denen wir das Gefühl haben alles verändert sich so schnell, müssen Entscheidungsträger*innen den nachkommenden Generationen zuhören: Wie ist das Aufwachsen in dieser Welt? Was sind die Sorgen und Probleme? Aber vor allem: Wie stellst Du dir deine Zukunft vor, über die ich gerade auf meinem Schreibtisch entscheide, von der ich aber nicht unbedingt mehr Teil sein werde?
Was muss sich in der EU dringend ändern, damit junge Menschen politische Entscheidungen besser mitgestalten können?
Diese Liste ist lang und kann von verschiedenen Sichtweisen diskutiert werden. Hier sind ein paar Anregungen, die allerdings nicht zwingend CUBE´s Forderungen sind.
Ein wichtiger Zeitpunkt im Policy-Prozess ist das Setzen der Agenda. Das ist Aufgabe der europäischen Kommission. Hier müssen Möglichkeiten der zivilgesellschaftlichen Beteiligung geschaffen werden. Diese Mitbestimmungs- Strukturen müssen eine institutionalisierte politische Wirkung haben und demokratisch, sowie inklusiv in ihrem Aufbau sein. Im Klartext: Anstatt nur eine Jugendorganisation zu befragen, brauchen wir einen Prozess, der die Meinungen besonders auch von Minderheiten umfasst.
Für junge Menschen gibt es schon so einen Prozess: der strukturierte Dialog. Hier befragt die Kommission Jugendorganisationen zu gesetzten Themen in einem 18-monatigen Prozess. Auch hier ist es wünschenswert, dass Organisationen auch selbst Themen setzen können. Besonders zu kritisieren ist hier die Auswahl der Organisationen und deren Intransparenz. Weitere existierende Möglichkeiten des Mitgestaltens, wie das Contribute to Law-Making Procedure oder die European Citizen Initiative (ECI) (= eine Petition an die Kommission) sind extrem hochschwellig in ihrem Prozess und haben keine festgeschriebene politische Wirkung.
Bei Diskussionen um eine stärkere Integration Europas, z.B. ein europäisches Wahlrecht, kann man ein jung angesetztes oder flexibles Wahlalter fordern. Bis zu einer verstärkten Harmonisierung Europas wäre zumindest eine Empfehlung oder Stellungnahme von Seiten der Kommission an die Regierungen der Mitgliedsländer nach mehr junger Partizipation in ihren eigenen nationalen Strukturen ein Anfang. Dazu wäre es aber hilfreich, würde die EU mit gutem Beispiel voran gehen.
CUBE plant Ideen, die bei den zahlreichen Workshops entstehen, in den Beteiligungsprozess zur Europawahl von DEMOKRATIE IN BEWEGUNG einzubringen. Warum?
CUBE möchte die gesammelten Ideen so weit und tiefgreifend wie möglich in politische Prozesse einbringen. Teil unserer Kampagne ist die Ansprache der Parteien. Dabei nutzen wir jede Möglichkeit und jedes Angebot von den Parteien jungen Ideen zu zuhören und die Forderungen im Wahlprogramm zu reflektieren. Es ist großartig zu sehen, dass DiB dieses Zuhören von Bürgerstimmen professionalisiert hat. Das gibt uns eine Plattform den Forderungen politisches Gehör zu verschaffen. Wir machen das natürlich nicht für DiB und lehnen uns dann zurück, sondern fühlen den anderen Parteien genauso auf den Zahn.
Foto: © CUBE