Der*die Durchschnitts-Deutsche wirft etwa 450 kg Haushaltsmüll im Jahr weg, also mehr als ein Kilo am Tag. Allein im Jahr 2016 entfielen auf jede*n Bürger*in 1210 Plastikverpackungen, das sind wiederum ca. 4 Stück pro Tag. Nur etwa die Hälfte unseres Plastikmülls wird recycelt, zum Beispiel energetisch in Müllverbrennungsanlagen. Und es gibt noch eine traurige Nachricht: Deutschland gehört zu den europäischen Ländern mit dem meisten Plastikmüll. Nur in Irland, Estland und Luxemburg fällt pro Kopf noch mehr Verpackungsmüll an. Erst gar keinen Müll entstehen zu lassen, ist allerdings die bessere Alternative: Es spart Ressourcen und schützt die Umwelt.
Plastik – Ein Krankmacher
Durch die Vermeidung giftiger Stoffe wie Bisphenol A (BPA), das in Plastik(-verpackungen) enthalten ist, schützt man zudem die eigene Gesundheit und vor allem die seiner Kinder. Erst kürzlich wurde bekannt, dass die sogenannten Kreidezähne bei Kindern Karies als häufigste Erkrankung der Zähne überholt haben. Als Ursache dafür stehen Weichmacher aus Kunststoffen, wie beispielsweise das BPA, in Verdacht, die über die Nahrung aufgenommen werden. Das verwundert nicht wirklich, wenn man sich anschaut, dass der meiste Müll beim Einkaufen anfällt. Viele Lebensmittel, darunter auch Bio-Gemüse, sind in Plastik verpackt, so gelangt das BPA mitunter an und in unsere Lebensmittel. Beim Menschen fand man in Untersuchungen BPA im Blut, Urin, Fruchtwasser, Gebärmuttergewebe.
Noch mehr Gefahren – Das Mikroplastik
Etwa ein Drittel von dem, was man vom Supermarkt nach Hause schleppt, ist eigentlich nur Verpackungsmüll: Tüten, Becher oder Kartons, die einmal benutzt und dann weggeworfen werden. Und nicht nur der Mensch leidet unter den Folgen des Plastikmülls. Denn: Plastik verrottet kaum, einige Sorten verrotten gar nie. So benötigt eine Plastiktüte, die im Meer landet zwischen 10-20 Jahren, bis sie abgebaut werden kann, bei Plastikbesteck kann es sogar bis zu 100 Jahre dauern.
Es geht auch anders: Die Zero-Waste-Bewegung
Doch es gibt auch eine Gegenbewegung. Ziel der Zero-Waste-Bewegung ist es (übersetzt), im besten Fall keinen Müll zu produzieren. Doch Zero Waste geht noch weiter. Dahinter steht auch die Forderung sein eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen. Zero Waste bedeutet für einige, je nach Auslegung, auch, ein minimalistischeres Leben zu führen. Oft liegt der Gedanke zugrunde, dass wir einen Schritt zurück gehen sollten, damit unsere Kinder noch gut auf der Erde leben können. Positiver Nebeneffekt davon, dass immer mehr Menschen vor allem auf Plastikmüll verzichten wollen, sind Unverpackt-Läden. Das sind Läden in denen man Lebensmittel lose kaufen und in mitgebrachte Behältern abfüllen kann. Angefangen von Grundnahrungsmitteln wie Mehl und Reis bis hin zu Waschmittel, alles kann ohne Verpackungsmüll mit nach Hause genommen werden. Eine schöne Sache, auch weil man keine vorgegebenen Verpackungseinheiten hat und sich genau so viel mitnehmen kann, wie man braucht. So kann jede*r Einzelne auch noch Lebensmittelverschwendung vermeiden. Neben diesen Unverpackt-Läden kann man auch mit wenig Müll auf dem Wochenmarkt einkaufen. Bringe ich meinen eigenen Jutebeutel mit, spare ich mir schon mal den Verpackungsmüll bei Obst und Gemüse.
Doch wie leicht oder schwer lässt sich Zero-Waste in den Alltag integrieren? Ich habe den Selbstversuch gewagt.
Der Selbstversuch
Das Schreiben dieses Blog-Artikels hat mich neugierig gemacht. Wie funktioniert Zero-Waste mit meinem unregelmäßigen Alltag, bei dem Vorbereitung und Planung oft schwierig ist? Der Anfang ist ohnehin bereits gemacht, Plastiktüten haben mein Mann und ich schon vor Jahren aus unserem Haushalt verbannt, Einweg-To-Go-Becher sind auch tabu. Unser Obst-und Gemüse holen wir oft bei der netten Gemüsehändlerin nebenan. Trotzdem kommen wir innerhalb einer Woche auf zwei volle Mülltüten. Nudelverpackung, Käseverpackung, Milchverpackungen, Joghurtverpackungen, Deodosen, Zahnpastatube, usw. –nd da sind die Verpackungen vom Mittagessen noch gar nicht dabei.
Tag 1 meines Selbstversuchs hat mich ganz blauäugig in den Supermarkt gegenüber geführt. Irgendwas muss es doch für mich zum Frühstück geben, das unverpackt ist. Ich habe lange suchen müssen und bin dann mit einem Glas Marmelade und zwei Bananen wieder raus. Ein Brötchen habe ich mir beim Bäcker vor meiner Arbeit noch auf die Hand geben lassen. Mein Fazit: Ich muss in einen Unverpackt-Laden, im Supermarkt wird das nichts diese Woche.
Deshalb bin ich gleich am nächsten Tag in einen dieser Läden, bewaffnet mit Gläsern und diversen Boxen. Was ich mir vorher ziemlich anstrengend vorgestellt habe, war dann doch recht einfach und hat sogar Spaß gemacht. Man wiegt zuerst immer seinen eigenen Container und dann wiegt man ihn noch mal gefüllt. Ganz einfach eigentlich. Einzig das nach Hause transportieren war dann etwas beschwerlich, weil ich mit ÖPNV unterwegs war und die vielen Gefäße natürlich auch Eigengewicht haben. Schon nach drei Tagen hatte mich das Zero-Waste-Fieber gepackt. Ich habe im Internet nach Rezepten zum Selbermachen gesucht und mir ein Deo selbst hergestellt. Aus handelsüblichen Natron, Wasser und Salbei-Öl (hatte ich alles zuhause). Von der Wirkung bin ich auch tatsächlich überrascht. Jetzt muss es nur noch den Sommertest bestehen.
Mein Fazit: Zero Waste ist mit Aufwand und Planung verbunden, aber weit weniger aufwändig als ich das vorher gedacht habe. Im herkömmlichen Supermarkt nebenan ist es allerdings schwierig bis unmöglich. Wir haben in unserer Test-Woche eine halbe Mülltüte statt zwei Mülltüten produziert. Das lag aber auch daran, dass ich angebrochene Milch und Co. natürlich aufgebraucht habe, um keine Lebensmittel zu verschwenden. Wir sind infiziert vom Zero Waste Virus und wollen auf jeden Fall dranbleiben. Ich kann jedem nur empfehlen, es auch einmal auszuprobieren.