Non-Binary: Was ist das eigentlich?

Heute, am 14. Juli wird der international nonbinary day begangen. Er liegt zeitlich zwischen dem Internationalen Frauentag und dem Internationalen Männertag. Der Zeitpunkt ist so gewählt, weil es um Menschen geht, die sich weder dem männlichen, noch dem weiblichen Geschlecht zurechnen (lassen).

Aber was ist das eigentlich, nonbinary? 

Auf Deutsch sprechen wir von nichtbinärem Geschlechtsempfinden. Es handelt sich um einen Begriff, der verschiedene Weisen bezeichnet, wie eine Person ihr Geschlecht empfinden kann. „Non binary“ kann Menschen beschreiben, die sich ‚zwischen‘ männlich und weiblich empfinden, die sich mal männlich und mal weiblich empfinden, die sich keinem der Pole zugehörig fühlen, die sich ungeschlechtlich empfinden, kurz: Dieser Begriff umfasst grundsätzlich alle Menschen, die nicht dauerhaft und genau in die beiden Großkategorien passen.

Laut einer jährlich stattfindenen Umfrage wird dieser Begriff von Betroffenen noch häufiger zur Selbstbeschreibung genutzt als der Begriff „queer“ oder „genderqueer“. Spricht das vielleicht dafür, den Begriff in das Personenstandsgesetz aufzunehmen und die Bezeichnung „divers“ zu ersetzen?

„Nonbinary“ ist, wie alle anderen Geschlechtsidentitäten auch, eine Selbstbezeichnung. Auch ich bezeichne mich als nonbinary. Niemand sollte andere ungefragt als „nonbinary“ bezeichnen, genauso wenig wie niemand jemand anderen ungefragt als „Mann“ oder „Frau“ bezeichnen sollte – auch wenn das äußere Erscheinungsbild das vermuten lässt. Dies aber passiert täglich in Kreißsälen und Geburtshäusern, wenn das äußere Genital beschaut und das neue Leben einer von lediglich zwei Kategorien zugeordnet wird. DEMOKRATIE IN BEWEGUNG fordert, dass damit Schluss ist. DiB fordert, dass diese verordnete Zuordnung nicht weiter vorgenommen wird. 

Nonbinäre Menschen leiden, je nach konkreter Form auch unterschiedlich stark. Nichtbinarität bekannt zu geben ist ein Outing. Dem müssen sich alle Menschen bewusst sein. Homosexuelle können vielleicht nachempfinden, wie es sein muss. Es gleicht dem Outing der eigenen Sexualität. Es kostet Überwindung und man erwartet wenig bis keinerlei Verständnis. Sich zu outen ist nie mit Spaß verbunden. Es ist verbunden mit Unsicherheit, mit Unwohlsein. So geht es vielen Menschen. Viele nichtbinäre Menschen haben sich noch gar nicht geoutet. Am Internationalen Nonbinary-Tag möchten wir den Betroffenen Mut machen, sich zu outen. 

Wie äußert sich nonbinary?

Ein nichtbinäres Geschlechtsempfinden kann sich ganz unterschiedlich äußern. Es kann sich um Formen von Intergeschlechtlichkeit handeln, die lebensbedrohlich sind oder auch nicht. Es kann sich um transgender handeln. Nichtbinär können sich Menschen aber auch fühlen, wenn sie weder intergeschlechtlich noch transgender sind. Nichtbinär bedeutet, darunter zu leiden, dass man sich im weitverbreiteten und als „normal“ bezeichneten Geschlechterbild nicht wiederfindet. Es bedeutet, sich nicht „normal“ zu fühlen. Es kann bedeuten, auf der Straße ständig angeschaut zu werden, wenn man die Nichtbinarität sichtbar macht. Dies ist mutig! Wer diesen Mut nicht hat, muss damit leben, im Alltag ständig auf sein Äußeres reduziert zu werden. In den simpelsten Situationen fühlt man Unbehagen. So ging es mir beispielsweise im Urlaub, als ich beim Fahrradverleih ständig als „Herr“ bezeichnet oder als ich bei der Anmeldung zur Eheschließung mehrfach mit „junger Mann“ angesprochen wurde. Auf jeden Fragebogen, den ich ausfüllen muss, gibt es nur anzukreuzen, ob ich Mann oder Frau bin. Wenn ich das auslasse, übernehmen die „Korrektur“ dann diejenigen für mich, die es in den Computer eintragen. Ungefragt wird mir dann wieder ein Geschlecht gegeben, das durch meinen Vornamen vermutet wird.

Zweigeschlechtlichkeit (also das binäre Geschlechterbild Mann/Frau) umgibt uns im Alltag leider ständig und unsere deutsche Sprache bietet daraus keinen Ausweg. Es müssten neue sprachliche Formen kreiert werden, gegen die sich viele Menschen verwehren. Es gibt viel zu tun, um das Leiden nichtbinärer Menschen zu lindern. Fangen wir an und nutzen den international nonbinary day, um dies sichtbar zu machen.