Aktuell warten über 10.000 schwer kranke Menschen in Deutschland auf eine lebensrettende Organtransplantation. Doch Spenderorgane sind immer noch selten verfügbar- jährlich werden in Deutschland nur rund 2.500 Organe gespendet und transplantiert. Es fehlt massiv an Spender/innen, an Menschen, die sich bereit erklären, ihre Organe nach dem Tod zur Verfügung zu stellen. In der Folge sind viele Schwerstkranke zu einem Leben an Maschinen und in letzter Konsequenz sogar zum Tode verurteilt.
Das Problem ist das deutsche Modell der „Entscheidungslösung“. Das bedeutet, dass jede/r, der/die sich in Deutschland aufhält, vor dem Tod erklären muss, ob er/sie nach dem Tod seine/ihre Organe spenden möchte.
In vielen europäischen Staaten wie Frankreich, Italien, Spanien oder Österreich gibt es daher bereits die „Widerspruchslösung“. Nach dieser ist jede/r Mensch Organspender/in, außer es wurde zu Lebzeiten der Widerspruch gegen die Entnahme erklärt. Eine ähnliche Regelung wollen auch Bettina Krüger, Mohammed Sharityar und Torsten Huneke mit ihrer angenommenen Initiative „Organspende per Gesetz“ einführen. Wir möchten deshalb Torsten persönlich zu Wort kommen lassen.
Warum ist das Thema wichtig?
Weil viele hundert Menschen jedes Jahr sterben, da sie keine Organe bekommen. Viele tausend Menschen leiden und bangen, ob auch sie sterben müssen.
Was ist Deiner Meinung nach der größte Fehler in der aktuellen Regelung?
Es wird unterstellt, dass sich die Menschen freiwillig mit diesem Thema befassen. Das ist nicht so, deshalb haben anderen Länder die umgekehrte Regelung gewählt. Zudem werden die Menschen durch unzureichende Informationen oder Missbrauch verunsichert und treffen erst recht keine Entscheidung.
Wie kann die Initiative zur Lösung des Problems beitragen?
Organe nach dem eigenen Tod zu spenden ist gut, notwendig und richtig. Dies wird von gewissenhaften Ärzt/innen durchgeführt, die wissen, wann was zu tun ist. Wenn es aktive persönliche Gründe dagegen gibt, können Menschen aktiv aus der generellen Spenderegelung austreten. Wem das Thema nicht wichtig ist, kann bei Tod einigen Menschen das Leben retten.
Ist es Dir ein persönliches Anliegen? Wenn ja, warum?
Es ist mir ein persönliches Anliegen, weil der 13jährige Sohn eines Bekannten tragisch verstarb und die Familie sich durch gute ärztliche Betreuung für die Organspende entschieden hat. Die Organe haben vier Menschen das Leben gerettet, mit einigen ist die Familie sogar in Kontakt. Das schafft so große Sinnhaftigkeit in dem großen Leid.
Was antwortet Du auf die Bedenken derjenigen, die sagen, dass man Kinder unter 14 Jahren nicht zu automatischen Spender/innen machen sollte?
Es gibt immer Eltern, die, wie in meinen Fall, für Ihre Kinder sehr verantwortungsvoll entscheiden werden, gerade weil sie immer kompetente Ärzt/innen an ihrer Seite haben.
Nach einigen Skandalen bei der Organzuteilung gibt es in der Bevölkerung ein leichtes Misstrauen in Sachen Organspende. Was sagst Du dazu?
Diese Fehlentwicklungen gibt es leider, auch, weil Organe knapp sind. In dem Moment, in dem es ausreichende Regelungen gibt, wird der Missbrauch nicht mehr greifen können. Zudem wäre es auch schön, wenn die vielen wunderbaren, positiven Geschichten mehr Raum fänden.
Diesem Wunsch können wir uns nur anschließen. Auf dem Marktplatz und im Plenum findest Du weitere Informationen zu diesem Thema. Hast Du schon einen Organspendeausweis?
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